Haltbarkeit und Stabilität von Kosmetischen Produkten
Gastbeitrag von Mag.a Dr.in Doris Plank
Die Haltbarkeit von kosmetischen Produkten ist von mehreren Faktoren abhängig. Das kürzeste Mindesthaltbarkeitsdatum eines Rohstoffes ist nicht in jedem Fall mit der Mindesthaltbarkeit des Produktes gleichzusetzen. Obwohl Ausgangsqualität (Frische, Haltbarkeit, etc..) der Rohstoffe ein wesentlicher Faktor für die Haltbarkeit und Qualität der kosmetischen Produkte ist. Auch der Herstellprozess und die Verpackung beeinflussen die Haltbarkeit/ Stabilität des Produkts. Grundsätzlich wird zwischen der physikalisch-chemische Stabilität und der Mikrobiologischen Stabilität unterschieden. Was das genau bedeutet wird im folgende genauer erläutert.
Physikalisch chemische Stabilität: diese kann mittels eines natürliche Stabilitätsprotokolls unter Umständen auch selbst bestimmt werden. Hier wird mithilfe eines Stabilitätsprotokoll bei Lagerung unter festgelegten Bedingungen beobachtet ob Veränderungen auftreten. Überprüft werden hier die Sensorik (Aussehen Geruch, Konsistenz), wenn möglich der der pH-Wert, gegebenenfalls Mikrobiologische Stabilität, bei Öl-haltigen Produkten die Säurezahl& Peroxidzahl. Natürlich sind auch weitere Parameter je nach Produktart möglich. Der Nachteil dieser Methode ist die lange Dauer der Datenerfassung und dass man keine Informationen über die Haltbarkeit unter Stressbedingungen erhält. Was sind nun Stressbedingungen? Die häufigsten sind:
- Exposition gegenüber Licht
- Einfluss von Luftfeuchte (Stichwort Badezimmer)
- Gefrier-& Auftautests
- Einfluss von hohen Temperaturen
Wer nicht die Zeit die physikalisch-chemische Stabilität selbst zu bestimmen hat die Möglichkeit einen beschleunigten Stabilitätstest durchzuführen. Hier erhält man in kurzer Zeit die notwendigen Informationen um zu beurteilen ob ein Kosmetisches Produkt eine Haltbarkeit von mehr als 30 Monaten aufweist. Meistens werden hier folgende Einflussbedingungen angepasst: Temperatur, Luftfeuchte, mechanische Belastung & Lichteinwirkung. Allerdings muss hier die Auswertung der Ergebnisse sorgfältig geschehen. Es kann sein das die besonderen Bedingungen zu Veränderungen führen welche bei normaler Lagerung nicht zu erwarten sind.
Grundsätzlich gilt Erfahrungen aus weiteren Produkten der gleichen Produktgruppe und Verpackungsart können bei der Festlegung der Haltbarkeit wertvolle Informationen liefern.
Mikrobiologische Stabilität
Einen wesentlichen Einfluss auf die Mikrobiologische Stabilität hat der Wassergehalt des Produkts: Ein hoher Wassergehalt sorgt dafür das sich Bakterien und Keime gut vermehren können. Aus diesem Grund sind wasserhaltige (Duschgel, Cremen, Waschgele, ...) im Allgemeinen zu konservieren. Die Wirkung des Konservierungsmittels ist mittels eines sogenannten Challenge Tests (=Keimbelastungstests) nachzuweisen. Im Gegensatz dazu sind wasserarme Produkte (Shampoo Bars, Tensid Barren, Balsame, Öle, Seifen …) auch ohne Konservierungsmittel länger haltbar.
Verpackung: Spender, Pumpsprays, Pipetten (bei richtiger Anwendung) hier ist die Berührung mit dem kosmetischen sehr gering. Während Cremetiegel zum Beispiel durch ihre große Öffnung das Produkt anfälliger für Verunreinigungen macht.
Art der Anwendung: Deo, Zahnpaste, Lippenpflege diese Produkte werden üblicherweise direkt von der Verpackung auf die Haut bzw. Hilfsmittel (Zahnbürste) aufgetragen, auch hier ist das Kontaminationsrisiko erhöht.
Kurzum die Haltbarkeit von kosmetischen Mitteln ist von vielen Faktoren abhängig. Als Hersteller:in bist du für die Haltbarkeit innerhalb der Verwendungsdauer verantwortlich.
Wie wird die Haltbarkeit angegeben:
Bei einer Haltbarkeit von weniger als 30 Monaten (2,5 Jahre) muss am Etikett ein Mindesthaltbarkeitsdatum angebracht werden. Dieses ist mit dem Wortlaut „Mindestens haltbar bis“ Monat/ Jahr oder Tag, Monat und Jahr anzugeben oder das „Eieruhrsymbol“ und Angabe des Datums in Monat/Jahr oder Tag, Monat und Jahr.
Bei einer Haltbarkeit länger als 30 Monaten, gilt der obige Absatz nicht. Das bekannte Symbol „offener Cremetiegel“ und die Angabe von zb. 12 Monaten, bedeutet das das Produkt nach der ersten Öffnung noch 12 Monate verwendet werden kann.
Mag.a Dr.in Doris Plank | + 43 650 311 38 33 | www.cosmetic-consulting.at | doris@cosmetic-consulting.at
Als promovierte Chemikerin mit Erfahrung im Qualitätsmanagement befasst sich Doris intensiv mit der Zusammensetzung und (toxikologischen) Wirkung von moderner Naturkosmetik und erstellt für ihre Kunden unter anderem Produktinformationsdateien (PID) inkl. Sicherheitsberichte für kosmetische Produkte in Übereinstimmung mit der EU Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 sowie deren ergänzenden Bestimmungen.
Quellen:
https://www.ages.at/mensch/kosmetik/kosmetik-infos-empfehlungen#c6715
GÖCH-Arbeitskreis „Mikrobiologie“ Leitfaden zur praxisnahen Bestimmung der Period after Opening (PAO) für kosmetische Mittel
GÖCH-Arbeitskreis „Kosmetik“ Übliche PAO-Angaben nach Produktgruppen
Blog-Beitrag
Die Bedeutung von Re-Test-Intervallen bei kosmetischen Rohstoffen: Eine wissenschaftliche Erklärung